Bad Salzuflen. Die kleine Stadt im Osten Nordrhein-Westfalens war auch in diesem Jahr wieder Tagungszentrum der diesjährigen Jahreshauptversammlung des BDFA, denn die dortige Villa Dürkopp hat sich nicht zum ersten Mal als ideal für ein solches Treffen erwiesen. Wenn also alle anreisen, der BDFA-Vorstand, seine Referenten und die Landesverbandsvorsitzenden, dann heißt das stets: Ein Wochenende voller Sitzungen und Gespräche. Und so standen auch in diesem Jahr wieder eine Vorstandssitzung, die vorbereitende Sitzung zur Jahreshauptversammlung und als Höhepunkt letztere auf dem Programm. Ganz zu schweigen von den vielen Gesprächen in Gruppen am Abend bei einem Glas Wein.
BDFA-Präsident Klaus Werner Voß eröffnet am Samstag, den 28. Februar um kurz nach halb zehn Uhr morgens die vorbereitende Sitzung zur Jahreshauptversammlung mit einem Glückwunsch an den frischgewählten ersten Vorsitzenden des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, Erik Jäger, und dankt seinem Vorgänger Klaus Krafft für dessen langjähriges Engagement. Themen des Vormittags sind Irritationen bezüglich eines Artikels in „film&video“ und eines Leserbriefs darauf, die AG Kurzfilm sowie der neue BDFA-Filmtest.
Dave Lojek, der erste Vorsitzende des Landesverbandes Berlin/Brandenburg, stellt in einer frischen und interessanten Präsentation die AG Kurzfilm vor, welcher der BDFA nach Meinung seines Verbandes nach Möglichkeit beitreten sollte und gibt Informationsmaterial aus. Vorteile einer Mitgliedschaft wären eine Teilnahme am hoch professionellen Vertriebs- und Förderungskonzept von Kurzfilmen aus Deutschland und der Vermerk von BDFA-Filmfestivals auf einem hoch frequentierten Festivalkalender.
Im Anschluss darauf informiert Marcus Siebler zu Einzelheiten über den neuen „BDFA-Filmtest“ und darüber, wie dieser aussehen könnte. Er stammt aus der Feder der BDFA-Querdenker-Arbeitsgruppe „Wettbewerbe“, die mit dieser und vielen weiteren Ideen zurzeit mit interessierten Landesverbänden und Mitgliedern im Dialog steht. Das Modell, welches ab Herbst 2015 erstmals testweise eingesetzt werden soll, wendet sich an aktive Filmemacher als potentielle neue Mitglieder des BDFA und vereinfacht für diese die erstmalige, für Unerfahrene oftmals komplizierte Meldung eines Filmes in die BDFA-Wettbewerbsstruktur. Zusätzlich versorgt es mit Informationen zum Verband. Alle Themenpunkte werden vertieft und ausführlich diskutiert. Zum Abschluss berichtet der Präsident des BDFA-Bayern, Reiner Urban, über Eindrücke der Präsentation der Arbeitsgruppe „Wettbewerbe“ der BDFA-Querdenker im vergangenen Herbst bei der Jahreshauptversammlung in Bayern.
Nach dem Mittagessen war es dann soweit. Nach Feststellung der Anwesenden und der vertretenen Stimmen, es sind neun von vierzehn Landesvertretern persönlich vor Ort, kann es losgehen. Den Start macht, wie üblich, Klaus Werner Voß. Dass ihm dabei ein Thema besonders auf den Nägeln brennt, zeigt sich schon allein daran, dass er es gleich an den Anfang setzt. 2015 sei ein Jahr mit zahlreichen noch kommenden Aufgaben, so Voß. Der Vorstand habe die bisher präsentierten Vorschläge der BDFA-Querdenker sorgfältig geprüft und diskutiert. „Es liegen bei Weitem noch nicht alle vor, dennoch sind wir fest entschlossen, mit der Reform der BDFA-Wettbewerbsstruktur zu beginnen“. Noch eindringlicher ist dann sein Appell an alle Landesverbände und alle Ausrichter von BDFA-Bundesfilmfestivals, zur kommenden Jahrestagung nach Bad Salzungen (Achtung! Nicht zu verwechseln mit Bad Salzuflen) in Thüringen zu kommen. Jeder Landesverband habe es in der Hand, sich spätestens bis dahin noch in die Diskussion über die Reform einzubringen, bevor es dann erstmals ernst wird. „Wer nicht kommt, zeigt kein großes Interesse an Veränderung und ich möchte, dass jeder Landesverband einen Vertreter schickt, der den Verband auch tatsächlich vertreten kann, denn wir werden dort die ersten Dinge gemeinsam diskutieren und beschließen“, so Voß in Bad Salzuflen.
Ein weiteres Thema, das ihm wichtig ist: Ein fehlender Ausrichter der Deutschen Filmfestspiele 2016. Auch hier müsse jeder Landesverband, besonders jene, die schon länger keine solche Veranstaltung mehr ausgerichtet haben, tief in sich gehen und diese Möglichkeit dringendst prüfen, so der Präsident. Niemand wolle eine Notveranstaltung oder gar das völlige Fehlen dieses so wichtigen Festivals für den Verband im nächsten Jahr. „Der BDFA bietet jedem Filmer eine Leinwand. Es ist an der Zeit, dass diese nun dem BDFA eine anbieten. Die Zeit läuft davon und es eilt fürchterlich!“ Wer 2016 also Deutsche Filmfestspiele haben will, sollte sich bald Gedanken machen. Alle Ideen und Vorschläge seien herzlich willkommen.
Trotz der Eindringlichkeit dieser Themen berichtet der BDFA-Präsident aber dennoch über ein erfolgreiches, vergangenes Jahr 2014 und dankt ganz besonders den Ausrichtern der letztjährigen Deutschen Filmfestspiele in Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie allen Ausrichtern von Bundesfilmfestivals. Überhaupt empfinde er großen Dank gegenüber allen, die immer und immer wieder solche Veranstaltungen stemmen. Auch in den Landesverbänden, so Voß.
BDFA-Vizepräsident Bernhard Lindner weist in seinem Jahresbericht darauf hin, dass es aus den Landesverbänden derzeit fast keine Jurorenvorschläge für die BDFA-Bundesfilmfestivals mehr gebe und mahnt dringend zur Besserung. „Wir können uns diese nicht aus den Fingern saugen, da muss wieder mehr kommen“, so Lindner. Zudem dankt auch er allen Ausrichtern von BDFA-Filmfestivals im vergangenen Jahr und erinnert die Landesverbände, „die mal wieder daran wären, Deutsche Filmfestspiele auszurichten. Am besten im nächsten Jahr 2016“.
Es folgen ausführlich die Jahresberichte der BDFA-Referatsleiter. Tobias Kessler, Chefredakteur von „film&video“, spricht an, dass für die Verbandszeitschrift dringend mehr Redakteure benötigt würden. Jeder, der schreiben wolle oder Ideen habe, solle sich bitte bei ihm melden, so Kessler. Zudem wolle er zukünftig noch mehr im Heft auf Filmegestaltung eingehen. Alle seien willkommen, hierbei mitzumachen. Wolfgang Freier, Vertreter des BDFA bei der UNICA, berichtet darüber, dass die Entscheidung des BDFA, die Weltfilmfestspiele 2017 in Deutschland stattfinden zu lassen, auf große Freude und Unterstützung in den Gremien stoße. Die UNICA wisse, dass Deutschland ein großer und verlässlicher Partner ist und setze volles Vertrauen in den BDFA, so Freier.
Der Obmann des BDFA, Gerold Giebeler, informiert, dass er zukünftig nicht mehr für das Amt zur Verfügung stehen wird. Klaus Werner Voß dankt ihm für seine langjährigen Verdienste, besonders für seinen aufopfernden Einsatz für Jugendliche im Verband. Zu seinem Nachfolger wird Klaus Wilkerling gewählt.
Der Schatzmeister des Verbandes, Klaus Piotrowski, informiert über die aktuelle finanzielle Lage. Diese sei stabil und trotz des erneuten Mitgliederrückgangs im vergangenen Jahr besser als erwartet. Auch hier profitiert der BDFA erneut durch Einsparungen von Ausgaben in den vergangenen Jahren. Dennoch weist er auch darauf hin, dass, wenn sich der Trend weiter fortsetzen werde, irgendwann die ersten Wolken am Horizont aufziehen würden. Aktuell sei hier allerdings kein Grund zur Sorge und er freue sich außerordentlich über den Gewinn von Neumitgliedern, auch wenn das den Rückgang nicht ausgleichen könne. Auch in diesem Jahr werde es keine Beitragserhöhung geben, so Piotrowski. Die Bilanzsumme betrug zum Jahresende 2014 rund 76.000 Euro und „es konnte auch im vergangenen Jahr ein Jahresüberschuss von etwa 3.000 Euro erzielt werden“.
Nach der Wahl des gesamten BDFA-Vorstands heißt die neue und alte Spitze des Verbandes Klaus Werner Voß als Präsident, Bernhard Lindner und Klaus Piotrowski sind weiterhin Vizepräsidenten des BDFA. Alle Wahlen erfolgen einstimmig.
Den Abschluss der Tagung bildet ein Ausblick auf die 73. Deutschen Filmfestspiele 2015 in Dortmund, den Dr. Peter Hoch in einer bemerkenswerten Präsentation vorstellte. Gestartet sei, so Hoch, das Organisations-Team bei null, habe alles nicht nur über- sondern neu gedacht. Man habe sich umgesehen, gute Ideen geklaut und selbst ein bisschen „gesponnen“. Die Deutschen Filmfestspiele 2015 in Dortmund werden unter dem Motto „All you can see“ stehen und es wird neben den Filmen beachtliche, hochkarätige Events und Rahmenprogramme geben: Eröffnungsbankett mit Orchester im Rathaus, Best of UNICA, Best of Minute Cup, Autorenspecials, Seminare, einen Ausflug ins Dortmunder Westfalenstadion und Body Painting, um nur einige zu nennen. Der WDR wird im Vorfeld von der Veranstaltung berichten und mit Thomas Stellmach wird bei der diesjährigen Sonntagsmatinee ein echter Oscar-Preisträger mit auf der Bühne stehen. Der absolute „Star“ der Veranstaltung wird aber ein ganz anderer sein. Der begehrteste Preis im BDFA, der bereits auf dem großartig gestalteten Plakat der Deutschen Filmfestspiele thront. Sein Name ist OBELISK. Ausführliche Informationen gibt es auf der Homepage http://www.deutsche-filmfestspiele.de im Internet. Auch die Kongresskarten sind dort online bestellbar. Selten hat wohl eine Vorstellung einer BDFA-Veranstaltung eine so knisternde und elektrisierende Vorfreude ausgelöst wie an diesem denkwürdigen Tag in Bad Salzuflen. Der Kapitän „Vossi“ und seine Crew stehen fest an Bord und freuen sich auf zahlreiche Gäste und Besucher. Auch wenn Dr. Hoch nochmals von einem Gespenst spricht, das auch bei vielen gemeinsamen Gesprächen am Abend noch durch die Tagungsräume der Villa Dürkopp spukt: Das Schiff der Deutschen Filmfestspiele 2015 in Dortmund ohne Nachfolger auf der „Ewigkeit im Meer der Geschichte des BDFA“. Freuen wir uns also auf Dortmund und hoffen das Beste.
Marcus Siebler
BDFA-Vorstandssprecher
Bilder: Marcus Siebler