Die „Götter“ waren gewogen: Schauen und Staunen in einer ehemaligen Münzstätte, Speisen im Schloss, Spazieren entlang des Bodensees, Genießen einer herzlichen Gastfreundschaft – das alles ist nur möglich, wenn einem „die Götter“ gewogen sind und wenn man zu den Teilnehmern des jüngsten Landesfilmfestivals in Langenargen gehörte. Verschmitzt lächelnd hatte Robert Fuchs auf das Wohlwollen seiner „Götter“ verwiesen, den Mitgliedern des Filmclubs Friedrichshafen, die mit ihm als Vorsitzendem die Last des Ausrichtens intensiv gestemmt hatten und dabei doch den Eindruck von Leichtigkeit vermittelten. Dafür gebührt schon der erste Dank. Er gilt jenen, die vorne dran standen, aber auch den vielen Helferinnen und Helfern im Hintergrund, ohne die eine solche Veranstaltung nicht gelingen kann.
Nachdem das Stichwort Dank gefallen ist, kann dieses Kapitel schon mal abgehandelt werden. Ein weiteres herzliches Dankeschön also auch an den Landesverband der Filmautoren Baden-Württemberg mit Walter Reichart und dessen Stellvertreter Lutz Schulmeyer an der Spitze, an die Technik unter der Führung von Strippenzieher und Tonkünstler Otto Fett, aber auch an die Jury unter Leitung von Lutz Schulze. Alle hatten Schwerarbeit zu leisten und wurden der schwierigen Aufgabe gerecht. Das werden mit der Zeit sicher auch jene Autoren so sehen, die an ihrer Enttäuschung, letztendlich doch nicht wie erhofft abgeschnitten zu haben, noch etwas nagen. Vierzig Filme innerhalb von zwei Tagen konzentriert anzuschauen, sie in das Gesamtgefüge einzuordnen und dann auch noch „gerecht“ zu bewerten, das ist alles andere als einfach. Vielleicht hilft ja auch der Vorsatz weiter, sich von einem vermeintlichen „Fehlurteil“ nicht niederschlagen zu lassen, sondern die nächste Jury gnadenlos niederzufilmen. Das kann helfen, das eigene Ego wieder zu stärken.
Was ist vorausgegangen? Ein Festival mit interessanten Beiträgen nichtkommerzieller Filmautoren. Das Ganze in reizvoller Umgebung und mit familiärem Charme. Das könnte man nun als vorsichtige Umschreibung dessen betrachten, dass die so genannte Filmerfamilie weitgehend unter sich geblieben ist, aber dieser Tatsache gilt es nun einmal gelassen ins Auge zu sehen. Wir werden nicht jünger und die hoffnungsvolle Jugend betrachtet schon lange das Internet als ihr Zuhause. Die Begriffe Clublokal und Vereinsgemeinschaft müssen auf dieser Ebene vermutlich erst gegoogelt werden.
Sei’s drum, wir leben im Jetzt und Hier und unsere jüngste Vergangenheit heißt Landesfilmfestival in Langenargen. Zu einem Treffen von Freunden und Bekannten wurde es und natürlich standen die Filme und deren Bewertung im Mittelpunkt. Das Genre Lokales hatte dabei anzahlmäßig die Nase vorn, gefolgt von der Sparte Natur und den gleichauf liegenden Bereichen Dokumentation, Reise und Reportage. Zu den Exoten zählten angesichts dieser Dominanz die wenigen Beiträge der Richtung Fantasie- und Experimentalfilm, Trickfilm, Videoclip, Spielfilm, Sport oder Familienfilm. Nachdem aber alle möglichen Gattungen vertreten waren, gab es auch die gewünschte bunte Mischung, die ja den Reiz eines Landesfilmfestivals ausmacht.
Eine nach den Filmblöcken gerne auch mal kontrovers diskutierende Jury zeigte bei der Preisvergabe dann aber ziemliche Übereinstimmung. Dabei wurde mit den Ersten Preisen gegeizt, dafür bei den Weitermeldungen in die Vollen gegangen – sehr zur Erleichterung der Autoren, denen der Sprung auf die Bundesebene bekanntlich wichtiger ist als die Zahl, die auf der Urkunde steht.
Spannend wurde es noch einmal bei der Wahl zum besten Film des Wettbewerbs. Hansueli Holzer darf sich darüber freuen, für seine Dokumentation „Der Bäcker“ alle fünf Juroren-Stimmen erhalten zu haben. Welcher Film nun wie abgeschnitten hat und bei welchem Bundesfilmfestival wieder zu sehen sein wird, ist der Tabelle auf dieser Homepage zu entnehmen. Dort ist auch die Publikumswertung aufgeführt, um die sich diesmal Helmut Kohlhammer zu kümmern hatte, nachdem der sonst mit dieser Aufgabe betraute Werner Rothenöder der Jury des Landesfilmfestivals angehörte. Volkes Meinung unterschied sich wie schon so oft von Jurys Entscheidung. Die Nase deutlich vorne hatte Josef Pettinger mit „Was steckt dahinter?“, einem mit hohem Schnittaufwand gefertigten Wechselspiel auf und hinter der Bühne einer Operettenaufführung. Zur Anerkennung des Publikums kommt der von Langenargens Bürgermeister Achim Krafft mitgebrachte Sonderpreis in Form zweier Bände über die „Sonnenstube am Bodensee“.
Apropos Wetter. Natürlich gab es Sonnenschein während im verdunkelten Raum Filme gezeigt wurden. Das gehört genauso zu unseren Wettbewerben wie der Ausblick auf das nächste Landesfilmfestival, die Videografika in Schwäbisch Hall. Bis zum Herbst hat Robert Fuchs hoffentlich den Abschiedsschmerz verwunden, ließ er sich doch in familiärer Atmosphäre dazu hinreißen, die Gäste „mit schwerem Herzen“ zu entlassen. Das wird Walter Reichhart in seinen Notizen mit Überlegungen für die weiteren Festivals auf Landesebene sicher schon längst dick unterstrichen haben.
Barbara Ibsch